"So sollen Lehrer auf Miniröcke und Pornobilder reagieren" - ich ignoriere einmal, dass nur die männliche Form geschrieben steht - ist ein Artikel aus dem heutigen Tagi. Der Dachverband der Schweizer Lehrer (LCH) hat seinen Ratgeber aus dem Jahr 2008 überarbeitet und gibt Lehrkräften wertvolle Tipps im Umgang mit Schülerinnen und Schülern in einem sich immer schneller verändernden Umfeld.
Vorneweg 1: Die folgenden Gedanken stammen von einer männlichen Lehrkraft auf der Sekundarstufe 2, welche sich womöglich nicht oder nur bedingt auf die obligatorische Schule übertragen lassen. Vorneweg 2: Wir haben als Lehrkraft einen Bildungs- und Erziehungsauftrag, auch sollten wir einen reibungslosen Ablauf des Unterrichts gewährleisten können. Vorneweg 3: Analogien mit anderen Ländern (in den USA funktionieren Schuluniformen, Finnland ist PISA-Chef und daher ist in der Schweiz darauf zu achten, dass... etc.) sind immer zu vermeiden. Man schaut besser auf den Einzelfall. Vorneweg 4: Ebenso sind Überlegungen wie "früher war alles besser", "zu meiner Zeit", "im Zeitalter des Stocks" zu umschiffen und lieber auf heutige Gegebenheiten zu achten. Vorneweg 5: Aussagen wie "Es ist an den Eltern, die Kinder zu erziehen und daher..." mögen gut tönen, sind für den eigenen Unterricht aber selten hilfreich... Vorneweg 6: Kleidung und Accessoires bedeuten immer Persönlichkeit und Individualität, auch definieren sich viele Jugendliche durch ihren Stil, weswegen dieser zu respektieren ist: Ich kann, darf und will einer 19-Jährigen nicht vorschreiben, wie sie sich anzuziehen hat. 1) Das Berühren von SchülerInnen ist für eine Lehrkraft in jedem Falle tabu, auch wenn es ums Trösten, Mitfreuen, Mittanzen etc. gehen sollte. Im Rahmen einer bestandenen Maturaprüfung ist abklatschen aber immer toll... 2) Bei allzu freizügig angezogenen Schülerinnen (wenn man solches feststellt, hat man ja bereits verloren!) schaut man am besten aus dem Fenster und denkt an die Resultate der Gruppenarbeit, "Faust"-Zitate oder administrative Dinge, die noch zu erledigen sind. 3) Wenn Smartphones nicht im Unterricht verwendet werden, dann sollte eine Aufforderung, dieses wegzulegen, genügen. Bei mehrmaligem Auffordern kann das Smartphone für die restliche Dauer des Unterrichts konfisziert werden. 4) Die Inhalte von Schüler-Smartphones sind für Lehrer in jedem Falle tabu. Wird die Lehrperson Zeuge eines Verstosses gegen den Datenschutz, so kann der fehlbare Schüler darauf angesprochen werden. 5) Ich habe keinen facebook-account. Bei Anfragen auf Twitter schaue ich darauf, dass die SchülerInnen erwachsen sind oder meinen aktuellen Unterricht nicht mehr besuchen. 6) Für mich ist weebly ziemlich zuverlässig, ausserdem taucht die Seite nicht auf den "verdächtigen" Seiten und Datenspeichern des LCH auf. 7) Carte blanche. Und abschliessend: Der gesunde Menschenverstand sollte in jedem Falle über übereifrige Juristen, übersensible SchülerInnen und überfürsorgliche Eltern triumphieren.
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Die junge SVP ortet die Schule als Tatort (hat die Schule - metaphorisch - Leichen im Keller?) und so können SchülerInnen, welche das Gefühl haben, von ihren Lehrpersonen politisch indoktriniert worden zu sein, auf der besagten Seite Vorfälle melden, welche von den Betreibern "überprüft" als "Kompetenzüberschreitung" der Lehrpersonen gelten dürfen. Hier ist natürlich bereits in der Anlage meines aktuellen Blogs Vorsicht geboten, nicht dass ich mich plötzlich als erster Vertreter des Kantons Freiburg auf der Liste wieder finde; und so möchte ich behutsam vorgehen.
Bekannt ist: Meinungsäusserungen und damit -verschiedenheiten gehören zum Schulalltag dazu. Diese sollten jeweils fruchtbar genutzt werden, damit die Studierenden zu mündigen Bürgern herangezogen werden können - oder besser: sich selbst heranziehen können. Argumentativ gut begründet, sollten in einem halbwegs seriös durchgeführten Unterricht alle Meinungen Platz haben, Benotungen sollten nicht aufgrund anders denkender Studierenden schlechter ausfallen als bei denjenigen, bei welchen sich die Meinung mit derjenigen der Lehrperson deckt. So weit, so gut. Ob nun wirklich ein anonymer Pranger nötig ist, um "fehlbare" Lehrpersonen zu denunzieren? Ich möchte jeglichen Analogieschluss mit anderen Ländern und Epochen vermeiden und es sei hier nur darauf hingewiesen, dass in einem entspannten Verhältnis zwischen Schüler und Lehrer ein solcher Pranger nicht nötig ist und doch lieber die Aussprache gesucht werden sollte (immerhin schlagen die Betreiber der Seite dies auch vor!). Diese Kommunikationsfähigkeit gehört übrigens auch zu einer Kernkompetenz eines jungen Erwachsenen; warum sollte dieser also ohne das Wissen der Lehrperson eine mögliche politische Indoktrination einem Gremium einer Internetseite melden? Schön ist aber, dass die Intendanten der Seite der Meinung sind, dass die "überwältigende Mehrheit" der Lehrer einen hervorragenden Job macht und dafür den Dank der JSVP einheimsen können. Die Frage bleibt also, warum die wenigen schwarze Schafe trotzdem denunziert werden müssen? Falls es mit der staatlichen Aufgabe der Schule (Verwendung von Steuergeldern) und damit der Abhängigkeit und einer Art Befangenheit zu tun hat und diese sich nicht mit den Ideen der JSVP decken, darf Folgendes gefragt werden: Sollte es auch eine Seite für Chefs oder Firmen geben - vornehmlich Private, welche auf staatliche Unterstützung angewiesen sein können oder gar Staatsaufträge erhalten haben -, welche ihre Mitarbeiter ebenfalls indoktrinieren? Zu wenig staatlich? Wie wäre es mit Vereinspräsidenten, welche ihre Mitglieder beeinflussen? Immer noch zu wenig vom Staat subventioniert? Oder mit Landwirten, welche am Stammtisch andere von ihnen Abhängige oder Angestellte erziehen möchten? Immer noch zu wenig vom Staat abhängig? Freie-Unternehmen, Freie-Vereine oder Freie-Landwirte könnten also durchaus Alternativen zur Seite Freie-Schulen sein... Aus der heutigen FN und einen Einblick ins (anscheinend nicht immer ganz einfache und nervende) Vorlesung-Leben gebend...
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Dezember 2022
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