Das närrische Treiben hat die meisten katholischen Hochburgen fest im Griff. Für diejenigen, welche diesem entfliehen oder dessen Stimmung nachwirken lassen möchten, habe ich heute 5 literarische Möglichkeiten parat. (Hartgesottene können sich darüber hinaus die Folge des Luzerner Tatorts „Schmutziger Donnerstag“ ansehen).
1) „Die Fastnachtsbeichte“ (1959, C. Zuckmayer): Wunderbar wird hier von Täuschung, Selbsttäuschung, Busse, Identität, (vergangenen) Liebesbeziehungen, Verwirrung etc. erzählt. Mainz um 1913 zur Karnevalszeit dient als Schauplatz und birgt dunkle Geheimnisse um die Familie Panezza. Auch Krimi-Fans können auf ihre Kosten kommen. 2) „Die Maske des roten Todes“ (1842, E.A. Poe): Ein etwas ungewöhnlicher Gast verbreitet auf dem Maskenball des Prinzen Prospero Angst und Schrecken. Poe als Meister des Schauerromans versteht es auch hier, eine düstere und bedrohliche Atmosphäre zu kreieren; die Beschreibung der verschieden farbigen Zimmer etwa sind ein Lese-Genuss. 3) „Fastnachtsspiele des 15. und 16. Jahrhunderts“ (Reclam-Sammlung): Ein Muss für alle, welche etwas über die ursprünglichen Traditionen der Fastnacht wissen möchten. Rosenplüt, Volz und Sachs gelten als wichtige Verfasser dieser komisch-derben (und mitunter belehrenden) Gattung und sind dem entsprechend prominent in dieser Sammlung zu finden. 4) „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ (1974, H. Böll): Eine unbescholtene Frau wird wegen ihrer Freundschaft zu einem Straftäter der RAF Opfer der Boulevard-Presse. Was heute kaum mehr für Aufregung sorgt, wurde in den 70ern zum Politikum, das Vorwort kann Hinweise liefern, wer hinter der Hetzjagd auf Katharina Blum stecken könnte: „Personen und Handlung dieser Erzählung sind frei erfunden. Sollten sich bei der Schilderung gewisser journalistischer Praktiken Ähnlichkeiten mit den Praktiken der Bild-Zeitung ergeben haben, so sind diese Ähnlichkeiten weder beabsichtigt noch zufällig, sondern unvermeidlich.“ 5) „Traumnovelle“ (1925, A. Schnitzler): Den meisten wird Kubricks Film „Eyes wide shut“ aus dem Jahr 1999 mit dem Ehepaar Nicole Kidman und Tom Cruise ein Begriff sein. Mehr als lesenswert ist die Vorlage, in der Fridolin während der Fastnachtszeit in der Stadt Wien herumstreift, um seine Ehe zu retten, welche von ungestillten erotischen Begierden zeugt. Selbstverständlich hätte sich Albertine als weiblicher Part mehr zu beklagen, aber in Wien um 1900 wird halt eher den Männern zugehört. Ich wünsche gute Lektüre!
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Dezember 2022
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